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Ehrenamt ausgestorben? – Nicht mit uns. Ein Lehrgang der verbindet.

Samstag, der 11.10.2025. Eine Fahrt ins Ungewisse. Ziel: Das Feriendorf Eisenberg in der Nähe von Hannover. Ein bunt zusammengewürfelter Bus – Um die 20 Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren. Ein Großteil von Ihnen kennt sich nicht und doch sind sie alle aus demselben Grund hier: Fußball. Ihre Liebe zum Fußball und der Wunsch ebendiese und den Spielspaß an Kinder zu vermitteln vereint sie – Getreu dem Sprichwort: „Fußball verbindet“.

Eine ganze Woche ihrer Ferien wollen die fußballbegeisterten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen auf dem Lehrgang verbringen, um später als stolze DFB-Basis-Coachs zurückzukehren. Der nächste Vincent Kompany oder die nächste Silvia Neid – Wer weiß? Ersteinmal steht hier jedoch der Kinderfußball im Ehrenamt im Vordergrund. Viele der Jugendlichen trainieren bereits eine jüngere Mannschaft in ihrem Verein oder steigen mit dem Lehrgang gerade in ihre Trainerkarriere ein. Wie genau die Vorerfahrung der zukünftigen Trainer*innen auch ausfällt, spielt bei dem Lehrgang des Fußballverband Mittelrheins erstmal keine Rolle. Denn genau wie im Kinderfußball stehen Motivation, Leidenschaft und Spaß an erster Stelle.

Apropos Motivation: ,,Warum möchtet ihr jüngere Kids auf ihrem Weg im Fußball begleiten? Was motiviert euch für eure Mannschaft, für euer Team alles zu geben?“ – Eine kleine Selbstreflektion, die das eigene Trainerverständnis schulen soll. Egal, ob die Kinder selbst, der Fußball und die Vermittlung der Spielfreude oder etwas ganz anders Grund für das ehrenamtliche Engagement ist, feststeht, dass jeder Coach eine Vorbildfunktion hat. Diese gilt es zu nutzen. Gemeinsam lernen die Kursteilnehmer*innen die Trainingsphilosophie Deutschland kennen. Die, von einem KompetenzTeam ausgearbeitete Philosophie besagt, dass ein gutes Training auf den drei folgenden Schwerpunkten aufbauen sollte: Freude, Intensität und Wiederholung. Sie befassen sich intensiver mit dem Modell, dass auf die ganzheitliche Entwicklung von jungen Spielerinnen und Spielern ausgelegt ist, lernen Übungsformen und mögliche Trainingseinheiten kennen und arbeiten letztendlich in Kleingruppen eine eigene Trainingseinheit aus. Anschließend bekommen die angehenden Trainerinnen und Trainer Feedback – die Anstehzeiten durch das mehrfache Aufbauen einer Übung zu reduzieren oder darauf zu achten, dass die Kinder lernen beidfüßig, Fußball zu spielen beispielsweise durch kleine Trainingsanpassungen. Wie wichtig, ein umfangreiches Training ist, demonstrieren zwei der Kursleiter*innen an sich selbst. Sie betonen, dass man als Coach eine Verantwortung dafür trägt, sein Team bestmöglich zu fördern. Dabei ist es unfassbar wichtig, die fußballbegeisterten Kids auf jeder Position spielen zu lassen, das heißt auch einem Torwart mal Spielzeit als Feldspieler gibt oder eine Stürmerin auch mal als Abwehrspielerin einsetzt. Denn bekanntlich sind die Erfahrungen und Lernprozesse im Kindesalter prägend für das ganze Leben. Die beiden Kursleiter erklären, dass sie bis heute einen „deutlich stärkeren“ und einen „deutlich schwächeren“ Fuß haben, der ihnen das Fußballspielen erschwert – Ein Torschuss gelingt meist mit dem starken Fuß. Da in ihrer Kindheit und Jugend nicht darauf geachtet wurde, dass sie beide Füße trainieren, mangelt es ihnen was das angeht an Selbstvertrauen. In kaum einem Fall schießen sie mit ihrem schwächeren Fuß beziehungsweise stoppen kurz um doch noch mit dem starken Fuß zu spielen. Das wollen die Coachs der Zukunft vermeiden. Im Kinderfußball legen wir großen Wert darauf, die Spieler und Spielerinnen individuell zu fördern damit sie sich spielerisch verbessern können. Dabei steht die Ausbildung im Vordergrund. ,,Ausbildung ist wichtiger als das Resultat, Richtig ausbilden gibt Resultate“ – Ein Leitfaden, der die Ziele des Kinderfußballs relativ gut umfasst. Besonders bei den jüngeren Kids, wie den Bambinis, steht der Spielspaß im Vordergrund. Und auch wenn verschieden Techniken und Taktiken hinzukommen je älter die Kinder werden, bleibt diese Spielfreude das große Ziel.

Ich selbst war eine der insgesamt vier Teilnehmerinnen und muss ehrlich sagen, dass es eine durchaus herausfordernde Erfahrung war, die es im Endeffekt aber definitiv wert war. Am Anfang waren wir alle etwas aufgeregt, da keiner so wirklich wusste, was einen letztendlich erwartet, wie die anderen so sind und ob man als Team funktioniert. Die ersten Zweifel haben sich dann aber gleich am Ankunftstag aufgelöst. Das Kursprogramm bestand nämlich nicht nur aus Theorie und Fußballpraxis, geplant waren auch weitere Aktivitäten wie ein gemeinsamer Spieleabend, ein Lagerfeuer und zumindest für mich eins der größten Highlights: Der Besuch in einem Schützenheim im nächstgelegenen Dorf mit anschließender Nachtwanderung. Besonderer Grund zur Freude bei allen Teilnehmenden war dort auch das gemeinsame Fußballgucken mit Pizza 😉 Aber auch das Nachtturnier, dass in einer kleinen Sporthalle direkt im Feriendorf selbst veranstaltet wurde, löste große Begeisterung aus. Ehrlicherweise war ich anfangs nicht wirklich erfreut den ganzen Tag Fußball zu spielen, beziehungsweise echte Turniere zu spielen, da ich selbst eigentlich kein Fußball spiele – Klar, ab und an mit Freunden und natürlich auch mit den Mini-Kickern der Lüra, dem Team, dass ich trainiere. (Die ich auf dem Lehrgang auch echt vermisst habe, war irgendwie ein komisches Gefühl plötzlich ohne seine Mannschaft auf dem Platz zu stehen) Aber sollte das ausreichen um mit dem Niveau der anderen mitzuhalten, die teilweise seit sie Laufen können in Fußballschuhen stehen – So viel kann ich vorweg nehmen, logischerweise waren die anderen was das rein Fußballerische angeht, also die Technik, um Einiges besser als ich, aber im Endeffekt hat das gar keinen so großen Unterschied gemacht. Wir haben in verschiedenen, immer wechselnden Teams gespielt, sodass jede und jeder mitmachen konnte und ein faires Spiel zustande kam. Es hat super Spaß gemacht, selbst einfach mal kicken zu können ohne auf irgendwas anderes außer Fußball achten zu müssen.

Der Lehrgang ist also definitiv eine Empfehlung für alle fußballbegeisterten Jugendlichen, die gerne selbst mal in die Trainerkarriere schnuppern möchten – Ganz egal, ob jahrelanger Fußballprofi oder so wie ich fußballbegeisterter Anfänger ;D

Text: Sophie Buchmüller, Trainerin der U07, SpVgg Lülsdorf-Ranzel

Bild: FVM