Die ersten 20 Jahre der LüRa

Von Wolfgang Rehmer

Die harten Bedingungen in den Zwischen- und Nachkriegsjahren hatten gezeigt, dass die Dörfer Lülsdorf und Ranzel zu klein waren, um jeweils einen Sportverein zu tragen. Der Turnverein Sigambria Lülsdorf hatte immerhin 26 Jahre Bestand, DJK Ranzlede Ranzel hatte 13 Jahre existiert, DJK Freya Lülsdorf zusammen mit seinem Nachfolgeverein 11 Jahre und Ranzel-Kolonie lediglich 7 Jahre. Doch das hieß noch lange nicht, dass hier kein Interesse an einem Sportverein bestanden hätte. Die ehemaligen Fußballer der RaKo waren in Niederkassel, Libur oder Zündorf aktiv und waren natürlich an der Bildung eines Fußballvereins in ihrer engeren Heimat interessiert. Und es waren die beiden Volksschulen,  von denen das Bestreben nach einem neuen Sportverein ausging. Der Schulleiter der Volksschule Ranzel, Herr Flick, hatte vorsorglich die Trikots der Ranzeler Fußballer aufbewahrt. Und als 1957 Hauptlehrer Helmut Loos an die Volksschule Lülsdorf versetzt worden war, entstand unter seiner Federführung im Juni 1958 eine Interessengemeinschaft für Sport, die am 24. Januar 1959 die Gründung einer gemeinsamen Spielvereinigung für die Ortsteile Lülsdorf und Ranzel beschloss. 43 Sportler traten spontan dem Verein bei. Erster Vorsitzender wurde Helmut Loos. Als erste Aktion des Vorstands wurden die Gemeindefarben ROT und WEISS auch als die Farben des Vereins bestimmt, als 2. Aktion wurde die Gaststätte WENZ in Ranzel als Vereinslokal festgelegt.

Am 2. Februar erging eine Wurfsendung an alle Bürger der Gemeinde Lülsdorf, in der darum gebeten wurde zu prüfen, ob man den Verein nicht durch Übernahme von Aufgaben, durch Betreuung von Jugendlichen oder einfach durch Vereinsbeitritt bei einem monatlichen Beitrag von 1 Mark bzw. 50 Pfennigen für Jugendliche unterstützen könne. Bis zur ersten General-Versammlung am 21. Februar stieg dadurch die Mitgliederzahl auf 198 Personen an, darunter lediglich 4 Frauen, aber sehr viele Jugendliche. Am 1. April wurde die LüRa dann, obwohl nicht als reiner Fußballverein konzipiert, unter Kartei-Nr. III/68 in den Fußball-Verband Mittelrhein aufgenommen.

Nun hatte man zwar einen Fußballverein, aber keinen Fußballplatz. Das Gelände des jetzigen LüRa-Platzes, das die Gemeinde im Sommer 1958 gekauft hatte, war noch ein Acker und musste erst mühsam hergerichtet werden. Also trainierte man zunächst auf einem notdürftig hergerichteten Kleefeld, auf dem heute die Shell-Tankstelle steht. Am 10. Mai fand dort das erste A-Jugend-Spiel statt. Die ersten Spiele der Senioren gingen gegen Hertha Rheidt und den SV Kriegsdorf haushoch verloren.

Abb. 1 : Flugblatt vom 2. Februar 1959

Aber für weitere Seniorenspiele fand man unter diesen Umständen keine Gegner, so dass der Vorstand Kontakt mit der Feldmühle aufnahm, um den seit der Kündigung des Pachtvertrages 1952 arg vernachlässigten Sportplatz auf dem Gelände der Feldmühle  wiederherrichten zu dürfen. Mit dieser Aufgabe wurden die LüRa-Mitglieder Fritz Mindt, Peter Felder, Eugen Nuber und Paul Orth beauftragt, die diesen Platz noch aus ihrer Zeit bei Freya Lülsdorf bzw. beim SV Ranzel-Kolonie kannten. Obwohl der Verein anfangs nur aus der Fußball-Abteilung bestand, nahmen die jugendlichen Fußballer am 13. Juni in Siegburg an einem 5-Kampf in der Leichtathletik teil, bei denen sie 3mal Gold und 6mal Silber gewannen, besonders erwähnenswert der 14jährige Albert Bosmann mit 76 m im Ballwerfen. Auf dem inzwischen hergerichteten Werksplatz der Feldmühle wurden die Fußballspiele der Saison 1959/60 sowie 1960/61 ausgetragen. Das Grundgerüst der Senioren-Mannschaften bildeten die früheren Spieler der RaKo, die sich inzwischen bei ihren auswärtigen Vereinen abgemeldet hatten. Erster Trainer der Senioren war Martin Pütz aus Ranzel Kolonie. Am 20.7. beschloss der Vorstand, ihm für diese Tätigkeit 20 DM monatlich zu bezahlen. Als neuer Verein musste man natürlich ganz unten in der 3. Kreisklasse anfangen. Als 2. mit einem Torverhältnis von 73 : 26 wurde der Aufstieg ganz knapp verpasst. Und auch in der 2. Saison wurde der Aufstieg als 2. wieder ganz knapp verpasst, obwohl man gegen erhebliche Widerstände der Jugendabteilung den Kreisauswahlspieler Hermann Nöbel in die Seniorenmannschaft hochgewertet hatte. Ende 1960 warf Albert Bosmann den Schlagball mit 86,50 m so weit wie noch kein 15jähriger vor ihm im Siegkreis.

Abb. 2 : Fußball-Mannschaft von 1961, von links : Trainer Josef Kurth, Jürgen Bockje, Sigmar Lesche, Wolfgang Röhen , Josef Rauer, Hermann Nöbel, Peter Herkenrath , Billi Klarner, ????? , Hans Wielpütz, Heinz Overath, Adolf Kaußner

Ein Problem war anfangs die fehlende Beleuchtung im Winter. Unter Mithilfe von Elektro-Werner wurden über dem Schulhof der alten Schule an der Kirche Drahtseile gespannt, an denen Lampen aufgehängt wurden, so dass zumindest das Aufbautraining bei Licht stattfinden konnte. Ende 1961 war dann auch der neue Fußballplatz fertig, die Laufbahnen folgten 1 Jahr später. Am 20. November wechselte man das Vereinslokal, das bis heute die Gaststätte zur Krone in Ranzel von Vereinsmitglied Josef Kirchmann wurde. Die Einweihung der Leichtathletik-Anlagen erfolgte mit den Vereinsmeisterschaften der Alten Herren am 13. Oktober 1962. Die LüRa hatte bis jetzt noch keine Leichtathletik-Abteilung, beteiligte sich aber schon von Anfang an mit ihren jugendlichen Fußballern und den Mädchen der beiden Volksschulen sehr intensiv an leichtathletischen Wettkämpfen.  Besonders erwähnenswert sind die Mannschaftserfolge dieser Zeit im Siegkreis:

Von 1959 bis 1961 gab es sowohl für Jungen als auch Mädchen mindestens Platz 2 im Siegkreis, gekrönt von 2 ersten Plätzen im Jahr 1962 durch die B-Schülerinnen und die A-Schüler. Die Leistung der B-Schülerinnen war sogar Platz 1 der kleinen Vereine im Mittelrhein, die der Schüler A Platz 6, Erfolgsgarant für diese ersten Erfolge war Heinz Litterscheidt. Ermutigt durch diese Erfolge wurde dann 1963 die Leichtathletik-Abteilung gegründet.

Abb 3 :  Aufstiegs-Mannschaft von 1964, von links oben : Wolfgang Kernbach, Hermann Nöbel, Paul Engels, Heinz Becker, Helmut Loos (nicht der 1. Vorsitzende) ; unten : Heinz Overath, Sigmar Lesche, Jürgen Bockje, Gottfried Orth, Lothar Raasch, Willy Reinartz

Zwischenzeitlich hatten die Fußballer 1962 endlich den Gruppensieg in der 3. Kreisklasse geschafft und waren in die 2. Kreisklasse aufgestiegen. In der Saison 1962/63 belegten sie bei einem Torverhältnis von 49 : 35 den 4. Platz. In der nächsten Saison festigten die Fußballer ihre Leistungen, kamen aber über einen 7. Platz nicht hinaus. Ganz anders verlief die Saison 1964/65. Mit einem Torverhältnis von 71 : 32 schafften sie Platz 1 und damit erstmals den Aufstieg in die 1. Kreisklasse, wo sie aber nur 1 Jahr blieben.

Abb. 4 : Bericht von den ersten Leichtathletik-Kreismeisterschaften in Lülsdorf, wie man sieht auch mit Stabhochsprung

Die neue Leichtathletik-Abteilung stellte mit Reiner Hesse als Geschäftsführer und Fritz Görgens als Beisitzer auch gleich 2 Mitglieder des Leichtathletik-Kreises Sieg. Da die neue 400 m-Bahn als die beste im Siegkreis galt, holten sie am 8. und 9. Juni 1963 auch gleich die Leichtathletik-Kreismeisterschaften nach Lülsdorf. Hervorragende, teilweise heute noch als Stadionrekorde geltende Leistungen wurden damals erbracht. Über 400 m gewann z.B. der Siegburger Hanno Rheineck in 49,3 sec knapp vor dem Troisdorfer Karl-Willi Fries in 49,7 sec, der Siegburger Heinz Rotthoff sprang im Straddle mit 1,80 m Hochsprung-Kreisrekord. Auch der erste 10-Kampf-Kreisrekord durch den Troisdorfer Harald Feuerherm wurde in Lülsdorf aufgestellt, wobei der Stabhochsprung noch auf einem Sandhügel stattfand. Und auch Wolfgang Rehmer, seit 1976 Trainer und Sportwart der Leichtathletik-Abteilung, hatte 1963 erste Berührung mit dem Lülsdorfer Sportplatz, als er für den SSV 05 Troisdorf Jugend-Kreismeister über 3000 m und im Dreisprung wurde. Ebenfalls bei der Jugend wurden unsere Eigengewächse  Albert Bosmann Vizemeister im Speerwerfen, und Vizemeisterin im 5-Kampf der weiblichen Jugend wurde Waltraud Timmer. Sie ist die erste weibliche Sportlerin der LüRa, deren Leistungen auch Eingang in die lokalen Zeitungen fanden, als sie 1961 beim Sportfest der Niederkasseler Schulen mehr Punkte errang als die besten Jungen.

Abb. 5 : Die ersten Turner und Turnerinnen der LüRa, von links Bernd Ewald, Markus Mühlich, Jürgen Elter, Michael Görentz, Hartmut Schenk, Ute Mandt, Eva Horvath , E. Häberle, Rita Daams, Birgit Mandt, Regina Limbach, Regina Hoffmeister, Luzi Jagodzinska

Als im Mai 1964 wieder Leichtathletik-Kreismeisterschaften in Lülsdorf stattfanden, konnten die Sportler sich im Rohbau der Turnhalle (noch ohne Dach) umziehen. Mit deren Fertigstellung, übrigens der ersten Halle in der Gemeinde Niederkassel, am 30.9.1964 konnte als 3. Abteilung die Turnabteilung gegründet werden. 80 Interessierte bildeten den Grundstein für die schon bald größte Abteilung der LüRa. Eva England war hier die erste Übungsleiterin, die sich zunächst ihr Wissen aus Büchern, später durch Teilnahme an Lehrgängen aneignen musste. In den ersten 5 Jahren verdreifachte sich die Mitgliederzahl, so dass Ria Fliedner, Eva Wiedemann und Edith Körner schon bald den Trainings-Betrieb ergänzten. Da es naturgemäß an Platz mangelte, mussten auch Übungseinheiten am Sonntag abgehalten werden, was natürlich nicht gerne gesehen wurde. Aber die Turner wollten mehr, so daß 1967 unter Leitung von Regina Bagusche, ab 1973 Sportlehrerin am Kopernikus-Gymnasium, eine erste Leistungsriege entstand.

Abb. 6 : Blick vom Platz des heutigen Schwimmbads auf die gerade fertiggestellte Turnhalle

Erste große Erfolge bei den Jugendlichen verbuchten die Turnerinnen 1967 – 1970, als Regina Daams und Luzi Jagodzinska erste Kreis- und sogar Gaumeistertitel nach Lülsdorf holen konnten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die damalige Kommunikation ohne handy. Wenn Übungszeiten ausfielen oder zusätzliche Trainingseinheiten am Sonntag stattfinden sollten, erfuhr man das durch Mund-zu-Mund-Propaganda am Milchwagen oder im Laden von Peter Herkenrath.

Abb. 7 : Regina Bagusche mit Luzi Jagozinska an einem aus Reck und Barrenteil improvisierten Stufenbarren

Das Leichtathletik-Training erlebte durch die Anstellung des Lehrers Hans-Peter Fröhlich neue Impulse. Er formte Waltraud Timmer zu einer exzellenten Diskuswerferin und Heinz-Josef Werner zu einem TOP-Sprinter. Für seine 11,1 sec über 100 m wurde er 1966 als bester Jugendlicher des Siegkreises ausgezeichnet. Schon zum 3. Mal in Folge ging in diesem Jahr der Wanderpokal für die beste Mannschafts-Leistung der A-Schülerinnen nach Lülsdorf. Der dadurch in den Besitz der LüRa übergegangene Bronzeteller mit dem Wappen des Kreises hing jahrelang im Flur der alten Turnhalle, bis er durch den Umbau zur Flüchtlings-Unterkunft verloren ging.

Die Saison 1966/67 war auch für die Fußballer wieder sehr erfolgreich. Als 2. schafften sie zwar den direkten Wiederaufstieg trotz eines Torverhältnisses von 78 : 29 ganz knapp nicht, der funktionierte aber nach etlichen Verstärkungen in der Saison 1967 / 68, wo am Ende das stolze Torverhältnis von 141 : 21 stand. Sechs Jahre spielte die Erste danach in der 1. Kreisklasse, bis auf 1 Jahr immer auf einem der ersten drei Plätze.

Abb 8 : Aufstieg in die Bezirksklasse 1974, von links : Peter Kühn , Franz Kurth, Hans Orth, Klaus Vetter, Lothar Badorf, Hermann Nöbel, Hans Roth, Paul Ulmann, Georg Tomaschewski, Heinz Christmann; Fred Krüger, Hermann Schmitz, Manfred Klein, Oswin Kästner, oben Mitte : Trainer Bartholomäus

1967 war in dieser ersten Phase auch das vorläufig stärkste Jahr der Leichtathleten. Bei den Kreis-Waldlaufmeisterschaften wurde die LüRa als erfolgreichster Verein ausgezeichnet. In die Jahresbestenliste des Kreises konnte die LüRa in den Schülerklassen 10 (!) Mehrkampf-Mannschaften einbringen, ein von der Breite her bis heute nie mehr erreichter Rekord. Als aber dann im Mai erneut die Kreis-Mehrkampf-Meisterschaften in Lülsdorf stattfanden, stellten die Verantwortlichen fest, dass die Laufbahn schon nach 5 Jahren für Meisterschaften nicht mehr zu gebrauchen war. Die Gemeinde hatte es versäumt, für eine ausreichende Pflege zu sorgen, so dass Regenwasser nicht mehr versickern konnte und die Laufbahn nach dem Trocknen von Kratern übersät blieb.

1968 wurde dann die 4. Abteilung gegründet. Eine Gruppe von 20 Sportlern begann unter der Leitung des leider zu früh verstorbenen Trainers Walter Förster mit Judo. Seinem fachlichen Können verdankte die Jugend-Abteilung einen raschen Aufwärtstrend. Die ersten Jahre waren geprägt durch die verschiedenen Gürtelprüfungen. Es sollten dann aber 5 Jahre vergehen, bevor die ersten Kreismeistertitel errungen wurden. Walter Förster war Mitglied des JJJC Samurai Porz, und da der Siegkreis noch nicht strukturiert war, bekamen die Judoka durch diesen Verein Anschluss an den Kreis Bergisches Land. Die Judoka wurden also kurioserweise nicht Siegkreismeister, sondern Bergischer Meister.

Abb 9 : Erste Judo-Stunden in der Turnhalle am Sportplatz

Und eine weitere Abteilung stand am Ende dieser ersten 10 Jahre kurz vor ihrer Bildung. Auf dem Parkplatz vor der Südkurve des Stadions wurden die gerade erst 7 Jahre alten Pappeln wieder entfernt, um Platz zu schaffen für den Bau des Hallenbades, Baubeginn war der 25.9.1967. Ende 1968 konnte das Bad seiner Bestimmung übergeben werden.

Aber erst Ende 1969 konnte die Schwimm-Abteilung durch den damaligen Schwimmmeister Herrn Reintgen gegründet werden. Unter der Leitung von Uli Neff wuchs die Schwimm-Abteilung in 2 Jahren auf fast 180 Mitglieder an. Das Training war bei dieser Menge anfangs  mehr oder weniger ein Chaos. Erst nach Abhalten der ersten Vereinsmeisterschaften konnten die Schwimmer in Gruppen aufgeteilt werden. Eltern oder befreundete ehemalige Schwimmer ließen sich zu Übungsleitern ausbilden, so dass auch eine Wettkampfmannschaft gebildet werden konnte. 1972 gab es die ersten Erfolge bei den Kreis-Jahrgangsmeisterschaften. Im Mai war die LüRa sogar erstmals Ausrichter von Kreismeisterschaften der Kinderklasse.

Abb 10 : Uli Neff und Otto Reihl mit dem jüngsten Nachwuchs

Traurig sah es dagegen in der Leichtathletik-Abteilung aus. Heinz Litterscheid musste aus gesundheitlichen Gründen seine Trainer-Laufbahn beenden. Und um einen Nachfolger hatte man sich nicht rechtzeitig gekümmert. Der Ranzeler Heinz-Josef Weiser hatte gerade vielversprechend mit dem Wurftraining begonnen und mit 50 m im Speerwerfen ein erstes Achtungszeichen gesetzt. Leider musste er mangels Trainer den Verein verlassen. Seine Bestleistung von 65,24 m warf er 7 Jahre später als Mitglied der Troisdorfer LG. Bis 1973 hörte man von den Leichtathleten dann nichts mehr.

Durch die Einweihung der 2. Lülsdorfer Turnhalle an der Grundschule im Jahr 1972 konnte das sportliche Angebot im Bereich des Turnens erheblich erweitert werden. Zweijährige wie Erwachsene jeder Altersklasse fanden jetzt ausreichend Gelegenheit, ihrem Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen. Diese Ausweitung hatte aber leider auch zur Folge, dass die Leistungsgruppe zu wenige Einheiten bekam und langsam auseinander bröckelte. Die besten Turnerinnen folgten ihren Übungsleiterinnen in benachbarte Vereine,  so dass sich die Ausrichtung der Abteilung zunächst auf den Schwerpunkt Breitensport konzentrierte.

1971 hatte sich eine Gruppe Unentwegter getraut, sich einer Niederkasseler Gruppe anzuschließen, die im Saal Cremanns Volleyball spielte. Tische und Stühle wurden an die Seite geräumt, so dass im Tanzsaal gespielt werden konnte. Der Vereinsvorsitzende des SV Niederkassel sah es aber gar nicht gerne, dass Lülsdorfer seine Gruppe auffüllten. Wieder war es Regina Bagusche, unter deren Regie deshalb 1972 in Lülsdorf eine 6. Abteilung gegründet wurde. Volleyball war eine Sportart, die Ehepartner gemeinsam machen konnten, so dass viele Paare aus benachbarten Abteilungen den Weg zu den Volleyballern fanden. Da diese Sportart aber noch relativ neu in Deutschland war, vielen die Technik noch unbekannt war, waren die Trainingsstunden meistens recht mühsam. Erst die Fernsehübertragungen der Olympischen Sommerspiele in München ließen den Funken überspringen.

Abb 11 : Die erste Volleyball-Mannschaft der Herren 1972, oben von links : Rudi Warnus, Jan de Jager, Rainer Hoffmeister, Gert Bagusche, Nino Prodanovic, Helmut Vaßen ; unten : Herbert Bärenfänger, Bernd Hoffmeister, Horst Zachary

Unter Leitung von Helmut Vaßen nahm man 1973 erstmals an einem Herren-Turnier teil. Und schon in der Saison 1973/74 wurde dann nach langer Diskussion eine Herren-Mannschaft für die Kreisliga Sieg gemeldet, der schon 1 Jahr später der Aufstieg in die Bezirksliga glückte.

1972 war auch das Jahr, in dem auf Initiative von Edith Körner zum ersten Mal eine Vereinszeitschrift erschien. 1973 erhielt sie den Namen „Sportimpuls“ und erschien bis 1985 jedes Jahr.

Ebenfalls 1972 trat eine kleine Gruppe ehemaliger Schülerinnen der Hauptschule an den Vorstand heran mit der Bitte, eine Handball-Abteilung zu gründen. Der stellvertretende Vorsitzende Manfred Pflug nahm die Idee begeistert auf und ermöglichte den Start. Obwohl nur die Turnhalle am Sportplatz zur Verfügung stand, wurde der Trainingsbetrieb aufgenommen, und zwar, man verinnerliche sich das einmal, nur mit Mädchen. Mit ihrem Lehrer Manfred Lipski als Trainer nahmen die Damen auch an den Meisterschaftsrunden teil, wo es aber wegen einer fehlenden Dreifach-Halle anfangs hohe Niederlagen hagelte. Erst das ab 1975 einmal pro Woche in der neuen Dreifachhalle in Sieglar stattfindende Training sorgte auch für die ersten Siege. In der Saison 1976/77 spielten unsere Damen trotz nur Auswärtsspielen bis kurz vor Ende der Saison sogar um den Meistertitel der Kreisliga mit.

Abb. 14 : Die Handball-Mannschaft der Damen von 1976, von links oben : Barbara Waschak, Gisela Kumlehn, Renate Käsner, Trainerin Monika Seifert, Heidi Forster ; unten : Susanne Trans, Jutta Tiedge, Rosita Lorenz, Maria Migale, Gabriele Pflug

Für die Fußballer hätte die Saison 1971/72 fast den Aufstieg in die Bezirksklasse gebracht. Aber Tabellenplatz 2 bedeutete trotz eines Torverhältnisses von 92 : 29 eben noch 2 weitere Jahre warten.

Abb. 15 :  Aufstieg in die Landesliga, von links oben : Paul Ullmann, Hermann Schmitz, Raimund Schmitz, Georg Tomaschewski, Serge Cagueux, Hans Roth, Hans Clemens, Oswin Kästner, Herbert Kaszub; unten : Hans-Bert Wuits, Lothar Badorf, Franz Wagenknecht, Paul Floßbach, Friedel Malcharzyk, Klaus Vetter, Manfred Klein; es fehlt Wilfried Klein

Und die Saison 1973/74 brachte dann unter Trainer Bartholomäus endlich den ersehnten Aufstieg in die Bezirksklasse, gekrönt vom 2. Platz in der nächsten Saison und schon in der Saison 1975/76 unter Trainer Peter van Bree mit dem erstmaligen Sprung in die Landesliga, aus der man aber leider gleich wieder absteigen musste.

Völlig unabhängig von einer Sporthalle wurde 1973 die Tanzsportabteilung ins Leben gerufen. Anfangs waren es relativ wenige, die dem Tanzen neben seiner vergnüglichen Seite auch sportliche Komponenten abgewinnen konnten. Zunächst wurden Trainingsraum und Trainer häufiger gewechselt, aber die Zahl der Interessierten stieg ständig.

Unter dem Namen Tanzsportabteilung Rot-Weiß trat die Abteilung als Veranstalter von Tanzpartys in den Niederkasseler Sälen auf. Aufwind gab es dann, als nach den Ehepaaren Mechtersheimer und Jacobs Hannelore und Wilfried Welter aus St. Augustin die Gruppe übernahmen.

Abb. 16 :  „Saturday Night Fever“ der TSA Rot-Weiß im Jahr 1978

1973 war auch das erfolgreichste Jahr unserer Judokas. Von 13 zu vergebenden Titeln bei den Kreismeisterschaften in Dieringhausen gingen 5 Titel und 4 zweite Plätze nach Lülsdorf. Durch den plötzlichen Tod von Walter Förster drohte die Abteilung sich jedoch aufzulösen. Mit Johannes Walrafen sprang Gottseidank der Vater eines Jugendlichen ein, dem es gelang, eine 2. Judomatte nach Lülsdorf zu bekommen. So konnte er dem ungeheuren Andrang Herr werden. Aber trotz starken Engagements konnten die Anfangserfolge nicht mehr erreicht werden.

Ebenfalls 1973 gab es auch in der Leichtathletik wieder neue Impulse. Gisela Ottersky, Lehrerin an der Hauptschule, konnte mit Birgit Limbach eine gute Mehrkämpferin, mit Ulrike Pflug eine Top-Sprinterin und mit Monika Vaßen eine gute Speerwerferin präsentieren. Mit der Versetzung ihres Mannes nach Leer drohte der gerade erfolgte Aufbau aber wieder zu scheitern. Doch die Gründung des Kopernikus-Gymnasiums im gleichen Jahr und die Idee des Schulleiters Hans Oster, die aus Raumgründen nicht mögliche 3. Sportstunde als Leichtathletik-Arbeitsgemeinschaft stattfinden zu lassen, sorgte in den nächsten Jahren für einen unerwarteten Aufschwung bis hin zu mehreren deutschen Meistertiteln.

Wolfgang Rehmer, 1974 ans Kopernikus-Gymnasium versetzt, hatte durch die AGs schon 1975 eine schlagkräftige Truppe zusammen, denen aber ein zusätzliches Vereinstraining fehlte. Als er dann seine aktive Laufbahn beim LC Bonn beendete, trat er mit 60 jugendlichen Leichtathleten des Gymnasiums der LüRa bei. Und hatte auch gleich überregionalen Erfolg; denn mit Maren Lange, Henriette Conrath und Feli v. Strachwitz nahm 1976 erstmals eine LüRa-Staffel an einer deutschen Meisterschaft teil.

Abb 17 : Schwimmer mit Trainer Otto Reihl, oben : Elke Mertens, Sabine Zimmermann, Susanne Kirchner, Kristin Heinze, Dorothea Forst, Ina de Jager, Petra Günther, Gaby Hustedt; Mitte : Edith Henke, Guido Schnetzer, Mario Linke, Markus Würker , Eric Burgold, Frank Garreis, Olaf Mertens, Bernd Ewald, unten: Ralf Breitzke, Udo Stanke, Thomas Schürmann, Michael Bernhard, Martin Riedel, Ingo Henke

Die Schwimmer verzeichneten ab 1973 erste Erfolge. Bei den Kreis-Jahrgangsmeisterschaften wurden in der Mitte der 70er-Jahre oft die Hälfte aller zu gewinnenden Titel errungen, bei den Bezirksmeisterschaften gab es ebenfalls vordere Plätze. Die im Lülsdorfer Hallenbad 1975 durchgeführten Kreis-Staffel-Meisterschaften sahen die LüRa mit 8 Titeln als erfolgreichsten Verein vorne. Ein Höhepunkt war dann das Jahr 1978, in dem mit Nicole Poschen erstmals eine LüRa-Schwimmerin Bezirksmeisterin über 100 m Brust wurde.

Abb 18 : Nicole Poschen war 1978 die erste Bezirksmeisterin der LüRa

Noch toller wurde es kurz danach, als mit Edith Henke (Freistil) und Michael Bernhard (Brust) 2 LüRa-Schwimmer bei den deutschen Meisterschaften den Endlauf erreichten, Michael sogar mit der Bronze-Medaille dekoriert wurde. Auch im Volleyball ging es weiter. In der Saison 1975/76 nahmen eine Damen- und eine 2. Herren-Mannschaft den Spielbetrieb auf, wobei die Damen in der Saison 76/77 Kreismeister werden konnten. Und endlich wurden auch Jugend-Mannschaften aufgebaut, wobei die besten Jugendlichen allerdings in den Herren-Mannschaften eingesetzt wurden.

Abb. 19 :  Erste Damen-Volleyball-Mannschaft 1978 : Andrea Benning, Sandra Parisi, ? , ? , ? , Birgit Limbach, Elke Demmer, Astrid Simon

Mit der Einweihung der Dreifachhalle am 01. März 1977 begann ein Umbruch in der Geschichte der Handballabteilung der LüRa. Während die Damen-Mannschaft keinen Nachwuchs mehr fand, konnte ab der Saison 1977/78 erstmals eine Herren-Mannschaft für die Meisterschaftsrunden gemeldet werden.

Abb 20 : 1. Herren-Handball-Mannschaft von 1978

Ein Jahr später kamen 2 weitere Senioren-Mannschaften und 1 Jugend-Mannschaft dazu, so dass es schon wieder Probleme mit genügend Trainingszeiten gab. Mit dem Abstieg der Fußballer aus der Landesliga setzte hier leider eine Entwicklung in die falsche Richtung ein. Mit dem Einsatz von viel Geld wurde schon in der Saison 1977/78 der erneute Aufstieg in die Landesliga geschafft. Aber dieser Einsatz hatte die Ressourcen der LüRa bei weitem überschritten. Deshalb beschloss der Vereinsvorstand, dass in Zukunft jede Abteilung selbst für ihre Ausgaben aufkommen musste. Dadurch konnten dann viele Spieler nicht weiter gehalten werden, so dass in den nächsten Jahren der bittere Gang Richtung Kreisklasse unabwendbar wurde.

Abb 21 : Die erfolgreichsten Leichtathleten von 1978

In der Leichtathletik bildeten die Jahre 1976 bis 1979 einen Quantensprung; denn LüRa-Athleten spielten plötzlich in der deutschen Spitze mit. Die 4 x 100 m-Staffel der 14jährigen mit Claus Ziegenbein, Christof Baumann, Jörg Sechser und Andreas Rößler wurde Landesmeister, die 3 x 1000 m-Staffel mit Andreas Rößler, Stefan Overath und Tobias Debiel erreichte sogar den Endlauf der deutschen Meisterschaften in Berlin. Als aber 1977 die Teilnahme der besten 6 Mannschaften an den deutschen Meisterschaften um nur 1 Platz verpasst wurde, erfolgte nach ewig langen Diskussionen der Anschluss an die LG Jägermeister Bonn/Troisdorf, der den Leichtathleten den Weg zu weiteren Erfolgen ebnete. Uwe de Jager wurde 1978 erstmals Landesmeister und Westdeutscher Vizemeister im Dreisprung und vertrat den Verband sogar im Länderkampf gegen die Niederlande, wo er den Weitsprung gewann.

Annette Harzer lief im Vorprogramm des Internationalen Leichtathletik-Meetings in Köln mit der 4 x 100 m-Staffel der LG, unter anderem mit der späteren Olympia-Sechsten über die Hürden Ulrike Denk, deutschen Schülerinnen-Rekord, der immerhin 15 Jahre Bestand hatte. Bärbel Koribalski, Marita Hausmann, Annette Harzer und die Bonnerin Christine Groell belegten bei den deutschen Meisterschaften Platz 5 mit der Staffel.

Abb 22: mit Platz 8 hatte Maren Lange maßgeblichen Anteil am deutschen Meistertitel, dem ersten von inzwischen 20 deutschen Meistertiteln für ein LüRa-Mitglied

Und schließlich wurden Maren Lange bei den deutschen Crosslauf-Meisterschaften mit der Mannschaft der LG deutsche B-Jugend-Meisterin sowie Jürgen Schulz mit der 4 x 100 m-Staffel der LG Dritter der deutschen Schülermeisterschaften. Und selbst Wolfgang Rehmer wurde mit der Mannschaft der alten Herren, in der er im Weitsprung und über 800 m seine Punkte lieferte, deutscher Senioren-Meister mit deutschem Senioren-Rekord.

Abb 23 : Wolfgang Rehmer, 1978 noch 6,60 m im Weitsprung

17 Lülsdorfer Leichtathleten kamen mit Urkunden von deutschen Meisterschaften nach Hause, 11 Kreisrekorde wurden errungen, 4 Lülsdorfer gehörten zu den besten 10 deutschen Nachwuchs-Athleten in ihren jeweiligen Disziplinen. Interessant ist, dass mit Annette Harzer (1,69 m) und Jürgen Schulz (1,95 m) zwei der besten bundesdeutschen jugendlichen Hochspringer aus Lülsdorf kamen, und das obwohl die Hochsprungmatte in Lülsdorf immer wieder zerstört und dadurch unbenutzbar wurde.

Diese Erfolge in der Leichtathletik-Gemeinschaft Jägermeister Bonn / Troisdorf waren dann der Anlass, zum 20jährigen Jubiläum der LüRa auf unserer Leichtathletik-Anlage einen Vergleichskampf gegen die Jugendlichen des LC Bonn und der Troisdorfer LG durchzuführen, übrigens das letzte große Vereinssportfest auf unserer Laufbahn.

Abb 24 : selbstgefertigte Siegerplakette für jeden Einzelsieger, insgesamt wurden 20 verteilt

Nicht unerwähnt bleiben darf bei allen sportlichen Erfolgen die personelle Entwicklung des Vereins. Aus einer kleinen Gruppe von 198 Fußball-Interessierten am 21. Februar 1959 stieg die Zahl der Mitglieder in 20 Jahren auf über 1500. Die aufgrund der akribisch zusammengestellten Zahlen unseres langjährigen Kassierers Fritz Görgens entwickelte Grafik zeigt die Mitglieder- Entwicklung in den ersten 20 Jahren.

Abb. 25 : Entwicklung der Mitgliederzahlen in den ersten 20 Jahren

Interessant dabei ist, daß es schon 1959 Leichtathleten gab, obwohl die Abteilung erst 4 Jahre später gegründet worden ist.

Auch die Altersstruktur des Jahres 1979 sagt viel über die Zielsetzung der LüRa aus. Eindeutig gibt es einen Schwerpunkt für die Jugend (10 – 18 Jahre), eine Ausrichtung, die auch heute nach 60 Jahren noch zutrifft.

Abb. 26 : Altersstruktur der LüRa